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1 LP -
AVRS 6177 - (rec) 1960*
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1 LP -
BG 652 - (c) 1963 |
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1 CD -
ATM-CD-1842 - (c) 2006 |
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Salzburger
Barockmusik
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Heinrich I. F. Biber
(1644-1704) |
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Balletti Lamentabili
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- Lamento
/ Allemanda / Sarabanda / Gavotte /
Gigue / Lamento
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9' 30"
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A1 |
Sonata X, Christus am Kreuz
(aus den "Mysteriensonaten") |
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- Preludium / Aria /
Variatio (1-5)
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6' 35" |
A2 |
Mensa Sonora (1680), Pars I |
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- Sonata / Allemanda /
Courante / Sarabanda / Gavotte / Gigue /
Sonatina
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8' 55" |
A3 |
Georg Muffat (1645-1704) |
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Sonata Nr. 5 aus "Armonico
Tributo" (1682) |
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- Allemanda / Adagio / Fuga
/ Adagio / Passacaglia
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20' 11" |
B1 |
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CONCENTVS
MVSICVS, Ensemble für alte Musik |
INTRUMENTARIUM: |
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Alice Harnoncourt
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Violine: Jakobus
Stainer, Absam, 1677 |
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-
Kut Theiner |
Violine: Klotz,
Mittenwald, Anfang des 18.
Jahrhunderts |
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-
Josef de Sordi |
Violine: Klotz,
Mittenwald, Anfang des 18.
Jahrhunderts |
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-
Nikolaus Harnoncourt |
Violine: Antony
Posch, Wien, Anfang des 18.
Jahrhunderts |
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-
Ernst Knava |
Tenor Viola da
Gamba: Brescia, Ende des 16.
Jahrhunderts |
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-
Hermann Höbarth |
Baß Viola da
Gamba: Jacob Precheisn, Wien 1670 |
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-
Eduard Hruza |
Baß Viola da
Gamba, deutsch, um 1760 |
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-
Peter Ronnefeld |
Violoncello:
Antony Posch, Wien, 1721 |
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Violone: Antony
Stefan Posch, Wien, 1729 |
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Cembalo (Kopie
eines italienischen Kielflügels um
1700) von M. Skowroneck, Bremen |
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Orgelpositiv,
England, Mitte des 17.
Jahrhunderts |
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Bögen aus dem 17.
und 18. Jahrhundert |
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Um dem zarteren
Klang der Originalinstrumente auch
un der Wiedergabe so nahe als möglich
zu kommen, möge
man den Lautsprecher etwas weniger
laut einstellen, als man es
normalerweise tut.
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Luogo e data
di registrazione
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Casino Baumgarten, Vienna
(Austria) - 1960* |
Registrazione
live / studio
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studio |
Producer / Engineer
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Prima Edizione
CD
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Artemis Classics "The
Historical Series" - ATM-CD-1842 - (1
cd) - 45' 51" - (c) 2006
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Prima
Edizione LP
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Amadeo - AVRS 6177 - (1 lp) - 45'
51" - (rec) 1960*
- Vanguard "The
Bach Guild" - BG 652 (mono) / BGS 70652
(stereo) - (1 lp) - 45' 51" - (c) 1963
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Nota |
* I
riferimenti al luogo di
registrazione ed alla data di
pubblicazione non sono riportati
nelle note a corredo del disco ma
sono desunti nei seguenti testi:
""Die Seltsamsten Wiener der Welt"
(Mertl, Turković, Residenz
Verlag,2003 ) e "Wir sind eine
Entdeckergemeinschaft" (A. &
N. Harnoncourt, Residenz Verlag,
2017). |
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Notes
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Die Forderung nach
werkgetreuer Wiedergabe der Musik
früherer Epochen wird seit etwa fünfzig
Jahren immer mehr zum allgemein
anerkannten Aufführungs-prinzip. Man
will die Alte Musik als Musik ihrer
Entstehungszeit hören und nicht - in
Anpassung an den jeweiligen
Zeitgeschmack (z. B. Bach-Bearbeitungen
des 19. Jahrhunderts) - durch rigorose
Bearbeitungen verändert. Heute gilt der
Wille des Komponisten als oberstes
Gesetz, dem man durch ,,absolute
Werktreue“ in der Wiedergabe
nahezukommen sucht. Dies gilt für Tempo,
Artikulation und Dynamik, außerdem aber
auch für allgemeine Prinzipien der
Aufführungspraxis. Man verwendet daher
heute für Auffuhrungen vorklassischer
Musik meist klein besetzte Orchester,
für Barockrnusik wird ein Cembalo statt
des Klaviers benützt usw. Man geht aber
im allgemeinen stillschweigend darüber
hinweg, daß alle Instrumente im Laufe
der Zeit, den wechselnden Forderungen
des Geschmacks und der Musik
entsprechend, ständig tiefgreifenden
Umwandlungen unterworfen waren. Nach
eingehenden Versuchen, die in den
letzten Jahren von verschiedenen Seiten
unternommen wurden, kann festgestellt
werden, daß es sich dabei nicht um eine
Entwicklung im Sinne einer steten
Verbesserung handelte, sondern eben um
reine Veränderungen, deren Gewinne auf
einer Seite immer auch mit Verlusten auf
einer anderen Seite verbunden waren.
Die Wiederherstellung der alten
Aufführungsbedingungen begegnet,
besonders was die Beschaffung der
nötigen Instrumente und das Studium
ihreir Spieltechnik betrifft, großen
Schwierigkeiten. Das eigentliche Problem
liegt aber doch Wo anders: Die heutigen
Menschen haben den rnodernen
Instrumentalklang mit all seinen Nuancen
von Kindheit an in ihr Ohr aufgenommen;
diese Klangskala stellt also einen
unbewußten Maßstab alles Gehörten dar.
Ließe sich dieser Maßstab nicht
verschieben, dann wären alle Bemühungen
um ein originales Klangbild müßig. Wir
wissen aber, daß eine Umstellung, so
schwer sie auch für Musiker und Hörer
sein mag, möglich ist, und daß die Mühe
reichlich belohnt wird, weil wir nicht
nur von den zeitlosen Werten der
Kompositionen, die ja eigentlich schon
beim Lesen der Partitur zutage treten,
angesprochen werden, sondern weil nun
das ganze Kunstwerk wiederersteht und
als Ausdruck der geistigen Situation
seiner Zeit auf uns wirken kann.
Das gleichzeitige Wirken Muffats und
Bibers an der Hofkopelle des Erzbischofs
von Salzburg stellt wohl einen Höhepunkt
im gewiß nicht armen musikcilischen
Leben dieser Stadt dar. Muffats
musikalische Bildung war für iene Zeit
ungewöhnlich universal. Seine
musikalische Laufbahn begann er als
Organist in Straßburg. Später ging er
nach Paris, wo er 6 Jahre lang den
damals hochmodernen Stil Lullys
studierte. 1674 ging er von Straßburg
weg nach Wien, 1678 von dort nach
Salzburg. Der damalige Erzbischof Max
Gandolf von Khuenberg schickte ihn 1681
nach Rom, wo er bei Pasquini
Orgelstudien betrieb. Dort machte er
auch die Bekanntschaft Corellis, der ihn
förderte. Der kompositorische
Niederschlag dieser Auseinandersetzung
zwischen den damals verschiedenartigsten
Stilen, dem französischen und dem
italienischen, sind die Sonaten des
Armonico tributo (DTÖ 89), die zum Teil
noch in Rom entstanden sind und im House
Corellis aufgeführt wurden. An der
freundschaftlichen Gegenüberstellung
dieser beiden Stile war Muffat viel
gelegen. In seinem Vorwort weist er
europäisch-versöhnlich ausdrücklich
darauf hin: ,,...da ich mich beflissen,
die tiefsinnige italianische Affecten
mit der frantzösischen Lustbar- und
Lieblichkeit dergestalt zu bemäßigen,
daß weder jene zu dunckel-aufgeblasen,
noch diese zu frey außgelassen seyn
möchten.” - Die Sonata V ist das der
Anlage nach größte Werk der Sammlung.
Die einleitende Allemanda ist ganz im
französischen Stil gearbeitet. Die
beiden Adagios, besonders das zweite,
lassen deutlich den Einfluß Corellis
erkennen. Das Werk gipfelt in der
großangelegten Passacaglia, in der sich
französische Form und italienische
Melodik zu einem grandiosen Werk
vereinigen.
Muffats Kollege in Salzburg, Heinrich I.
F. Biber, war nicht nur der vielleicht
bedeutendste Violinvirtuose, sondern
auch einer der größten und originellsten
Komponisten seiner Zeit. (Hindemith
nannte ihn einmal den bedeutendsten
Komponisten vor Bach.) Er war von
Kremsier, wo er jahrelang als
Konzertmeister angestellt war, nach
Salzburg gekommen. Von ihm sind
zahlreiche Instrumentalwerke in den
verschiedensten Besetzungen erhalten.
Seine Ballette sind von besonders
geschlossener Form: die einleitende
Sonata kehrt als Abschluß in kürzerer
Form wieder - das thematische Gerüst und
oft sogar, wie in den Balletti
Lamentabili, die ausdrucksmößige
Grundstimmung bestimmen die ganze Suite.
Besonders in diesen tänzerischen Werken
Bibers finden sich schon viele typisch
osterreichische Wendungen, wie sie dann
in den Quartetten Haydns ihren
altbekannten Niederschlag fanden. Diese
Stücke sind in den beiden oberen Stimmen
mit Geigen, in den beiden unteren mit
Violen da Gamba und Violone besetzt, um
ein durchsichtiges und glänzendes
Klangbild zu erzielen. Die Violinsonate
ist eine der sogenannten
,"Mysterien-Sonaten". Dem Original
dieser Sonaten sind kleine Stiche mit
Abbildungen der Rosenkranzgeheimnisse
beigegeben. Sie sind keine Programmusik,
sondern die Grundstimmung jeder Sonate
wird durch das Bild festgelegt. Bei
unserer Sonate ist es die Kreuzigung
Christi. Die Sonate hat also
betrachtenden und nicht beschreibenden
Charakter. Die Violine muß, wie Biber es
häufig verlangt, anders eingestimmt
werden (die E-Saite auf D). Die
Variationen der Aria werden nicht
wiederholt, was angesichts des ad
libitum-Charakters dieser Wiederholungen
gerechtfertigt erscheint.
Nikolaus Harnoncourt
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Nikolaus
Harnoncourt (1929-2016)
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