HARMONIA MUNDI
1 LP - HMS 30 855 - (p) 1967

HISTORISCHE ORGELN - OTTOBEUREN







Georg MUFFAT (1653-1704) Toccata prima in d - aus "Apparatus musico-organisticus" (1690)
--' --" A1
François COUPERIN (1668-1733) Elevation - Tierce en taille aus der "Messe pour les couvents"
--' --"
A2

Offertoire sur le grands jeux
--' --" A3

Gloria, VI. Couplet - Tierce en taille aus der "Messe pour le paroisses"
--' --" A4

Kyrie, V. Couplet
--' --" A5

Chromhorne sur la taille - aus der "Messe pour le Couvents"
--' --" A6
Carl Philipp Emanuel BACH (1715-1788) Sonate I für Orgel (Wotquenne 70) 1755
--' --"
B1

- Allegro · Adagio e mesto · Allegro



Abraham van den KERCKHOVEN (1627-1702) Fantasia in c (Nr. 352)

--' --" B2

Fantasia in e (Nr. 355)
--' --" B3

Fantasia in c (Nr. 354)
--' --" B4





 
Gustav Leonhardt, Orgel (Dreifaltigkeitsorgel von Karl Joseph Riepp in der Klosterkirche Ottobeuren)

 






Luogo e data di registrazione
Ottobeuren (Germany) - 1967


Registrazione: live / studio
studio

Recording Supervision
Dr. Hahn | Dr. Alfred Krings

Engineer
-


Prima Edizione LP
Harmonia Mundi | HMS 30 855 | 1 LP - durata --' --" | (p) 1967


Edizione CD
Nessuna riedizione in CD è al momento conosciuta


Cover Art

Foto Braun, Ottobeuren


Note
-














Im Jahre 1766 vollendete Karl Joseph Riepp die zwei äußerlich iddentischen Chororgeln der abteikirche Obbobeuren. Die linke, die Heilg-Geist-Orgel, enthält 27 Register auf zwei Manualen un Pedal, die rechte 63 Register auf vier Manualen und Pedal. Diese große Dreifaltigkeitsorgel wurde zu unserer Aufnahme verwendet.
Riepp har für die schwierige Aufgabe, eine mächtige Seitenemporenorgel zu bauen, eine einmalige Lösung gefuden. Der Mittelpfeiler der zweibögigen Empore wird ihm am meisten Kopfzerbrechen gemacht haben, stand doch der logische Ort der Aufstellung des Hauptwerks sowie eines Rückpositivs nicht zur Verfügung. Den Mittelpfeiler nun bekleidete er mit der klingenden Fassade der 16 Fuß Pedalpfeifen; das weitere Pedalwerk sowie das Hauptwerk und die Pfeifen des 3. und 4. Manuals befinden sich in Querrichtung hinter dem Pfeiler. Das Rückpositiv teilte er in zwei identische Gehäuse, wovon das linke die Diskantpfeifen in chromatischer Aufstellung enthält (Prinzipal 16' diskant im Prospekt), das rechte die Baßpfeifen (Prinzipal 4' im Prospekt), ebenfalls in chromatischer Anordnung. Da die großen Pfeifen mehr Raum fordern, ist die Teilung Baß/Diskant nicht in der Mitte, sondern bei fis/g. Die komplizierte Mechanik funktioniert hervorragend.
Das über dem Organisten aufgestellte Hauptwerk un das Pedal haben einen beidseitig in die Empore hineinklingenden Prospekt. Das Echowerk ist unten im Hauptgehäuse, direkt hinter dem Pfeiler placiert. Diese ungewöhnliche Aufstellung gibt der Orgel große Plastizität: das Rückpositiv hervortretend, sprechend; das Hauptwerk, Pedal und Récit etwas indirekt klingend; das Echowerk von ferne.
Die Anlage - mit Récit und Echo als 3. und 4. Manual -, die Disposition sowie der Klang kennyeichnen Riepp alsfranzösischen Orgelbauer, der er durch Erziehung und seine Niederlassung in Burgund geworden war. Eine ihm wohl nicht von Herzen gegangene Zutat bilden die vier "Streicher"-Register ("das darf man in Deutschland nicht weglassen", sagt er).
Französische Registrierweise ist denn auch die gegebene; zum Überfluß besitzen wor von Riepp noch einige Angaben über Klangmischungen, welche dies bestätigen. So sind es vor allem die Plein-Jeu-, Grand-Jeu- und Solo-Terz-Registrierungen, welche diese Orgel zum frischen, feurigen und lieblichen Leben bringen. Sangte Riepp, nicht ohne gerechtfertigten Stolz: "wan man Bössere (bessere) findet in heurope wüll ich nour hänssle (nur Hänslein) haissen..."
Gustav Leonhardt

Georg Muffat

Wurde 1653 in Mégève (Savoyen) geboren und verbrachte seine Jugenzeit im Elsaß. Ein sechsjähriger Studienaufenthalt in Paris formate sein künstlerisches Schaffen in entscheidender Weise. In den Wirren des französisch-österreichischen Krieges fand er um 1674 Zuflucht am Hofe Kaiser Leopold I. In Wien und Prag. In die Zeit seiner Salzburger Organistentätigkeit (1678-90) fällt eine Studienreise nach Rom, die ihm die Bekanntschaft mit der Klavierkunst Pasquinis und den Konzerten Corellis vermittelte. 1690 wurde Muffat als Kapellmeister des Bischofs nach Passau berufen. Nach nur vierjähriger Amtszeit starb er dort im Jahre 1704. - Seine Werke stellen eine Synthese zwischen französischem, deutschem und italienischem Stil dar und erscheinen als Höhepunkt hochbarocker Orchester- und Orgelkomposition in Süddeutschland (Federhofer). Dies gilt besonders für die Sammlung von 12 Orgel-Toccaten, die Muffat 1690 unter dem Titel "Apparatus musico-organisticus" mit einer Widmung an Kaiser Leopold I. herausgegeben hat. Die formale Struktur der einzelnen Toccaten mit ihrer freien Folge von schwerem Accordwerk, schweifenden Läufen und Sequenzen und fugierten Teilen gründet sich auf die Toccaten seiner Vorläufer H. L. Hassler und J. J. Froberger.
François Couperin II
1668 in Paris geboren und 1733 dort gestorben, hat während seiner Organistenzeit an St. Gervais mit 22 Jahren zwei große Zyklen von Orgelstücken geschaffen: Die "Messe pour les parioisses" und die "Messe pour les couvents". Beide Werke, die 1690 - im gleichen Jahre wie Muffats Apparatus - erschienen sind, enthalten 21 Kompositionen in der Abfolge des liturgischen Ganges der Messe- Die "Messe pour les pariosses" ist für größere Instrumente konzipiert, die "pour les couvents" für bescheidene Orgeln in den Klöstern. Als cantus firmus liegt der ersteren das gregorianische Cunctipotens der IV. Messe zugrunde, der anderen vermutlich das Thema der Messe im 6. Ton von Henri du mont. Die vorliegende Aufnahme bietet aus beiden Messen eine Auswahl von 5. Stücken. Ihre Überschriften bezeuchnen neben dem Teil der Messe auch die vom Komponisten gedachte Registrierung,
Carl Philipp Emanuel Bach
Johann Sebastians zweiter Sohn, Hofcembalist Friedrich II. und nachmaliger Hamburger Musikdirektor (1714-88) hat außer einem Praeludium und zwei Konzerten mit Orchester eine Sammlung von 6 Sonaten für die Orgel hinterlassen. Sie sind für die Hausorgel der Prinzessin Amalia, einer Schwester Friedrich II., komponiert, die diese sich 1755 von Peter Migend (?) für ihr Berliner Palais erbauen ließ. Die Sonaten Ph. E. Bachs spiegeln deutlich das Ausklingen der großen "klassischen" Zeit der Orgelkunst wider und zeigen den beginnenden starken Einfluß der Empfindsamkeit. Nur unwesentlich unterscheiden sie sich von den Sonaten für das Hammerklavier oder das Clavichord und verzichten fast gänzlich auf den Pedalgebrauch.
Abraham van den Kerckhoven
(1627-1702) gehört zu einer Kantoren- und Organistenfamilie, die in Belgien in Brüssel und am königlichen Hofe familie, die in Belgien in Brüssel und am königlichen Hofe vom 16. bis zum 18. Jahrhundert nachzuweisen ist. Er selbst zählte als Hofmusiker und zeitweilig als erster Organist fast 20 Jahre zu den Mitgliedern der königlichen Kapelle. Über seine musikalische Ausbildung ist nichts Näheres bekannt. Die erhaltenen Orgelkompositionen lassen jedoch erkennen, daß ihm die kompositorischen Eigenarten seiner Vorläufer Sweelinck und Pieter Cornet vertraut gewesen sein müssen.
Helmut Winter