MODERNE KLASSIKER


1 CD - 472 648-2 - (p) & (c) 2003

9 - MODERNE KLASSIKER | gesang







Anton BRUCKNER (1824-1896) Aus: Messe Nr. 2 E-moll für achtstimmigen Chor und Blaserorchester | VI. Agnus Dei - Andante
6' 10" 1

Chor des Bayerischen Rundfunks | Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks | Eugen Jochum, Dirigent


Richard WAGNER (1813-1883) Aus: "Tristan und Isolde", 2. Aufzug, Liebesduett | O sink hernieder, Nacht der Liebe
5' 12" 2

Astrid Varnay, Sopran | Wolfgang Windgassen, Tenor | Bamberger Symphoniker | Ferdinand Leitner, Dirigent|


Richard STRAUSS (1864-1949) Aus: "Vier letzte Lieder" | Im Abendrot
5' 59" 3

Lisa della Casa, Sopran | Wiener Philharmoniker | Karl Böhm, Dirigent



Gustav MAHLER (1860-1911) Aus: "5 Rückert-Lieder" | Ich bin der Welt abhanden gekommen
5' 36" 4

Kathleen Ferrier, Alt | Wiener Philharmoniker | Bruno Walter, Dirigent



Alexander von ZEMLINSKY (1871-1942) Aus: "Sechs Gesänge Op. 13 nach Gedichten von Maurice Maeterlinck" | VI. Sie kam zum Schloß gegangen
5' 00" 5

Anne Sofie von Otter, Mezzosopran | Sinfonieorcheter des Norddeutschen Rundfunks | Sir John Eliot Gardiner, Dirigent



Serge PROKOFIEFF (1891-1953 Aus: "Alexander Nevsky", Op. 78, Kantate für Mezzosopran, Chor und Orchester | VI. Das Totenfeld
6' 01" 6

Elena Obraztsova, Mezzosopran | London Symphony Chorus | London Symphony Orchestra | Claudio Abbado, Dirigent


Ernest CHAUSSON (1855-1899) Aus: "Poème de l'amour et de la mer", Op. 19 | Le Temps des lilas (Op.19, Nr. 3)
4' 44"
7

Christine Schäfer, Sopran ° Irwin Gage, Klavier



Dimitri SCHOSTAKOWITSCH (1906-1975) Aus: "7 Blok Romances", Op. 127 | Musik (Op. 127, Nr. 7)
5' 33" 8

Galina Wischniewskaja, Sopran | Emanuel Hurwitz, Violine | Mstislav Rostropovich, Cello | Benjamin Britten, Piano



Maurice RAVEL (1875-1937) Aus: "Don Quichotte à Dulcinée" | Chanson épique
3' 08"
9

Dietrich Fischer-Dieskau, Bariton | Karl Engel, Piano



Erich Wolfgang KORNGOLD (1897-1957) Sterbenlied, Op. 14, Nr. 1

4' 44" 10

Anne Sofie von Otter, Mezzosopran | Bengt Forsberg, Piano



Alban BERG (1885-1935) Aus: "Fünf Orchesterlieder", Op. 4 nach Ansichtskarten-Texten von Peter Altenberg | Hier ist Friede
4' 30"
11

Margaret Price, Sopran | London Symphony Orchestra | Claudio Abbado, Dirigent



György LIGETI (1923) Lux aeterna

7' 56"
12

Chor des Norddeutschen Rundfunks | Helmut Franz, Dirigent






 


 






Luogo e data di registrazione
- München, Residenz, Herkules-Saal | febbraio 1971 | Bruckner (1)
- Bamberg, Julturraum | 14/16 aprile 1959 | Wagner (2)
- Vienna, Musikverein, Großer Saal | giugno 1953 | Strauss (3)
- Vienna, Musikverein, Großer Saal | 20 maggio 1952 | Mahler (4)
- Hamburg, Musikhalle, Großer Saal | gennaio 1993 | Zemlinsky (5)
- London, Watford, Town Hall | giugno 1979 | Prokofieff (6)
- Berlin, Teldec-Studio | giugno 1999 | Chausson (7)
- Aldenburgh Festival BBC - Suffolk, Snape Maltings | 24 giugno 1968 | Schostakowitsch (8)
- Berlin | ottobre 1959 | Ravel (9)
- Berlin, Studio Lankwitz, Konzertsaal | ottobre 1993 | Korngold (10)
- Denham/Blucks, Anvil Film Studio | dicembre 1970 | Berg (11)
- Hamburg-Rahlstadt, DG Musikstudio | aprile 1968 | Ligeti (12)


Original Editions
- Deutsche Grammophon | 2530 139 | 1 LP | (p) 1971 | ANA | Bruckner (1)
- Deutsche Grammophon | 136 030 | 1 LP | (p) 1959 | ANA | Wagner (2)
- Decca | LW 5056 | 1 LP 10" | (p) 1954 | ANA | Strauss (3)
- Decca | LW 5123 | 1 LP 10" | (p) 1952 | ANA | Mahler (4)
- Deutsche Grammophon | 429 928-2 | 1 CD | (p) 1996 | 4D DDD | Zemlinsky (5)
- Deutsche Grammophon | 2531 202 | 1 LP | (p) 1980 | ANA | Prokofieff (6)
- Deutsche Grammophon | 459 682-2 | 1 CD | (p) 2000 | DDD | Chausson (7)
- Decca (BBC) | 466 823-2 | 466 823-2 | 1 CD | (p) 2000 | ADD | Schostakowitsch (8)
- Deutsche Grammophon | 138 115 | 1 LP | (p) 1960 | ANA | Ravel (9)
- Deutsche Grammophon | 437 515-2 | 1 CD | (p) 1994 | DDD | Korngold (10)
- Deutsche Grammophon | 2530 146 | 1 LP | (p) 1971 | ANA | Berg (11)
- Deutsche Grammophon | 104 991 | 1 LP | (p) 1968 | ANA | Ligeti (12)


Edizione "Moderne Klassiker"

Universal Classics | 472 648-2 | LC 0173 | 1 CD | (p) & (c) 2003 | ADD/DDD | 0028947264828


Project
Christian Kellermann | Martin Hossbach | Justus Beier | Per O. Hauber


Direction
Justus Beier


Illustrations
Olaf Becker | Franz Scholz


Design
Olaf Becker | Becker-Design.net












ORIGINAL EDITIONS
MODERNE KLASSIKER: GESANG
Die menschliche Stimme hat alle Entwicklungen von den spätromantischen Ekstasen bis zum zerklüfteten Wort- und Silben-Gestammel nachgezeichnet. Von Tristan und Isoldes Liebestaumel in Wagners gleichnamiger Oper bis zu György Ligetis leise leuchtendem Lux aetema (1966) reihen sich außerordentliche Momente des Gesangs aneinander. Im achtstimmigen Agnus Dei von Anton Bruckners zweiter Messe E-moll, die 1866 entstanden ist, doch erst 1869 im Linzer Dom uraufgeführt wurde, schreien und flehen die Verdammten um Erbarmen. Bruckner verweist einerseits auf die strenge Renaissance-Kunst Giovanni Palestrinas und wagt sich andererseits in seinem mutigsten Vokalwerk an die modernsten harmonischen Möglichkeiten heran. Im Hinblick auf das den zweiten Akt seiner Oper Tristan und Isolde (München 1865) ausfüllende Liebesduett hatte Richard Wagner von der „Kunst des feinsten allmählichen Übergangs" gesprochen. Hier wird aus Wort und Ton, Drama und Musik eine vollkommene Einheit, eine „unendliche Melodie", die über die Schwelle der neuen Musik tritt.
In Serge Prokofieffs Musik zu Sergej Eisensteins Film Alexander Nevsky schreitet eine Frau auf der Suche nach ihrem Geliebten über ein Totenfeld - eine prophetische Szene: die Komposition entstand 1938. Zwei Jahre zuvor war Prokofieff, der zwanzig Jahre im Ausland gelebt hatte, endgültig in seine Heimat zurückgekehrt und versuchte sich mit der sowjetischen Kulturpolitik zu arrangieren. Wie immer arbeitete Prokofieff sehr akribisch. Abends schaute er sich mit dem Regisseur Eisenstein die jeweils neu gedrehten Szenen an und am nächsten Tag lieferte er pünktlich um 12 Uhr seine Musik dazu ab. Erst nach der Filmarbeit arbeitete Prokofieff die Musik für den Konzertsaal zu einer siebensätzigen Kantate für Mezzosopran, Chor und Orchester um. Alexander Nevsky wurde Prokofieffs erfolgreichstes Chorwerk.
Hochpoetisch breitet sich Ernest Chaussons sublimes „Gedicht von der Liebe und dem
Meer" (Poème de l`amour et de la mer) aus. Es ist eine der wenigen Kompositionen, die den Massenet Schüler und Wagner-Bewunderer Chausson überlebt hat. In diesem Gedicht für Solostimme und Orchester entwickelt Chausson eine narkotisierende Szenerie. wie sie die Jahrhundertwende - das Werk entstand 1882-90 - und der aufkommende Jugendstil so intensiv kultivierten. Eine Entsprechung findet diese sensible Wort-Ton-Umsetzung in Gustav Mahlers schwermütig entruckter Rückert-Vertonung Ich bin der Welt abhanden gekommen (1901). Wenig später vertonte Alexander Zernlinsky sechs Gedichte des Symbolisten Maurice Maeterlinck, die damals en vogue waren und bereits Debussys zu seiner Oper Pelléas et Mélisande inspiriert hatten, wahrend Alban Berg banale Ansichtskartentexte in Lieder verwandelte. Höchste Verklärung spatromantischer Schönheit ereignet sich in den Vier letzten Liedern von Strauss, seiner letzten Komposition (1948). Der Reichtum seines Schaffens fand in diesen vierwunderbaren Orchesterliedern nach Gedichten von Eichendorff und Hesse seinen Ausdruck. Die Lieder, die erst nach dem Tod des Komponisten 1950 in London durch Kirsten Flagstad und Wilhelm Furtwängler uraufgeführt wurden, besitzen die Vollkommenheit eines wahren Schwanengesangs. In fließenden, sublimen Melodien umkreist Strauss die symbolträchtigen Texte und taucht sie in eine fast heitere Schwermut. Es war wirklich September, als Richard Strauss in Montreux das letzte Lied September beendete. Ein Jahr später starb er - im September. Die letzte Zeilen. die von Strauss vertont wurden. lauten...  sehnt sich nach Ruh. langsam tut er die großen, müdgewordenen Augen zu.
Eine Huldigung an die Musik und seine Lieblingssängerin Galina Wischniewskaja sind Dimitri Schostakowitschs sieben Romanzen auf Texte des Dichters Alexander Blok, deren letzte bezeichnendeiweise „Musik" heißt. Wischniewskaja wurde 1966 als Künstlerin des russischen Volkes ausgezeichnet. doch nach ihrem Eintreten für ihren Freund Alexander Solschenizyn erschwerte man ihr und ihrem Mann Mstislav Rostropowitsch jeden Auftritt.
1974 ging das Ehepaar ins Exil. Ein Iahr später starb Schostakowitsch. Erst 1990 nahm Wischniewskaja wieder die russische Staatsbürgerschaft an.
Rolf Fath